Das extrem gefährdete Blauaugentäubchen war für über 70 Jahre unauffindbar. Mittels Handaufzucht soll nun das Überleben des Vogels unterstützt werden.
Blauaugentäubchen
In freier Wildbahn leben wohl nur noch 15 solche Blauaugentäubchen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Brasilien haben Wissenschaftler ein seltenes Küken von Hand aufgezogen.
  • Die Vogelart der Blauaugentäubchen ist vom Aussterben bedroht und kaum erforscht.
  • Um die Täubchen zu retten, planen die Forschenden noch weitere Aufzuchten von Hand.
Ad

Ein äusserst seltenes Blauaugentäubchen haben Wissenschaftler nach eigenen Angaben in Brasilien von Hand aufgezogen. Vermutlich lebten weltweit nur noch 15 Exemplare der Vogelart in freier Wildbahn. Das mache die Taubenart zu einem der seltensten Tiere der Erde, teilte der britische Zoo Chester mit.

Interessierst du dich für Vögel?

Unter der Zustimmung der Behörden entnahmen die Forscher gemeinsam mit brasilianischen und US-Kollegen ein Ei im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Das Küken wurde nach dem Schlüpfen aufwendig gefüttert.

«Die Bemühungen zahlten sich aus, und das Küken ist erst das dritte seiner Art, das jemals in menschlicher Obhut aufgezogen wurde», hiess es in der Mitteilung.

Kaum Forschung über die Vogelart

Blauaugentäubchen gelten nach Angaben des Zoos Chester als kaum erforschte Art. Mehr als 70 Jahre habe es keine bestätigten Aufzeichnungen gegeben, erst 2015 seien die Tiere wiederentdeckt worden. Lebensraum ist der Cerrado, wie die Feuchtsavannen im Südosten Brasiliens genannt werden. Die wichtigste Wasserquelle für die meisten Regionen des südamerikanischen Landes sei aber durch Viehweiden und Anbau von Feldfrüchten bedroht.

«Das Blauaugentäubchen ist eines der seltensten Tiere der Erde und es ist ein echtes Privileg für den Zoo Chester, an den Bemühungen zur Rettung einer so seltenen und wertvollen Art wie dieser beteiligt zu sein», sagte der Leiter der Vogelabteilung des Tierparks, Andrew Owen.

«Tatsache ist, dass wir etwas unternehmen müssen. Sonst müssen wir tatenlos zusehen, wie diese wunderschönen Vögel aussterben. Wir weigern uns, dies kampflos geschehen zu lassen.»

Blauaugentäubchen
Ein ausgewachsenes Blauaugentäubchen in Brasilien. - Macaulay Library / Bruno Rennó

2023 hatte das internationale Forscherteam erstmals zwei der Tauben – Bruder und Schwester – von Hand grossgezogen. Um die Rettungsbemühungen zu ergänzen, wurden in diesem Jahr zwei Eier aus dem Nest eines zweiten Paares entnommen. Dafür habe eine Lizenz der zuständigen brasilianischen Behörde Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade vorgelegen. Ein Ei habe einen tot geborenen Embryo enthalten.

«Aber glücklicherweise war das andere Ei befruchtet, und daraus schlüpfte ein gesundes Küken», teilte der Zoo weiter mit.

Nahrung wie Vogelmutters Kropfmilch

Das Team fütterte das Tier mit einer Diät, die der sogenannten Kropfmilch nachempfunden ist. Kropfmilch wird von erwachsenen Tauben für die Ernährung ihrer Jungen aufgestossen.

Das Küken sei schnell gewachsen. Nun solle es gemeinsam mit den ersten beiden Küken den Kern einer Population in menschlicher Obhut bilden. Mit diesem könne die Art notfalls in Gefangenschaft vor dem Aussterben geschützt werden.

Da es nur wenige Exemplare in freier Wildbahn gebe, könnten jedes Jahr nur wenige Eier entnommen werden, hiess es weiter. «Aber das Team hofft, seinen Erfolg zu wiederholen und nach und nach Brutpaare in sicheren Volieren zu etablieren, um Küken hervorzubringen, mit denen die Wildpopulation verstärkt und das Risiko des Aussterbens verringert werden kann.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Erde